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Jiddisch und Hebräisch sind verschiedene Sprachen, die beide eng mit jüdischem Leben verbunden sind.  

Jiddisch und Hebräisch sind nicht zwei verschiedene Begriffe für ein und dieselbe Sprache. Vielmehr unterscheiden sich die beiden Sprachen wesentlich in ihrer Entstehungsgeschichte, aber auch in ihrer heutigen Verwendung.  

Jiddisch ist eine fast tausend Jahre alte, ganz besondere Sprache, denn sie ist eine „Sprache ohne Land“. Warum wird die Sprache so genannt? Jiddisch entstand erst zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert, und zwar nicht im Gebiet des heutigen Israels, sondern in Europa. Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands lebten damals wie heute „aschkenasische Juden“. Als „aschkenasisch“ werden Juden bezeichnet, die europäische Wurzeln haben. Im deutschsprachigen Raum entwickelten Gemeinden jüdische Sprechweisen des Deutschen, die durch Judenverfolgungen im 11. Jahrhundert und der daraus resultierenden Flucht vieler Juden aus diesen Gebieten, in ganz Europa verbreitet wurden. In ihren neuen Wohnorten, unter anderem in Osteuropa, bewahrten die jüdischen Gemeinden ihre jiddische Sprache und entwickelten sie weiter. So entstand Jiddisch auf Basis der deutschen Sprache, wurde aber auch von anderen Sprachen in Europa maßgeblich beeinflusst. Trotzdem steht Jiddisch noch heute dem Deutschen sehr nahe und wer Deutsch sprechen kann, hat in der Regel auch keine Probleme, zumindest ein wenig Jiddisch zu verstehen. Viel schwieriger ist es, Jiddisch zu lesen. Jiddisch wird nämlich in hebräischen Buchstaben geschrieben.  

Selbst im Jiddischen gibt es unterschiedliche Dialekte, die sich aus den unterschiedlichen jüdischen Gemeinden in Europa entwickelten. Heutzutage sprechen nur noch wenige Menschen Jiddisch. Man schätzt, dass es gerade etwa noch 0,5 bis 1,5 Millionen Menschen weltweit gibt, die sich auf Jiddisch verständigen können. Damit die Sprache nicht ausstirbt, gibt es in vielen Ländern Vereine und Gruppen, die sich der Pflege und Bewahrung der jiddischen Sprache und Kultur widmen.  

Modernes Hebräisch hingegen wird heutzutage von fast 9 Millionen Menschen weltweit gesprochen. Die Entstehung des modernen Hebräisch ist eng mit der Gründung des Staates Israel verbunden. Hebräisch, oder besser gesagt Althebräisch, gab es schon im ersten Jahrtausend v.u.Z. Unter anderem wurde das Alte Testament ursprünglich auf Althebräisch verfasst. Nach der Zerstörung der beiden Königreiche Israel und Juda (586 v.u.Z.) flohen Tausende von Juden ins Ausland oder wurden vertrieben. Damit entstand eine neue jüdische Gemeinschaft im Ausland, die in der bis heute bestehenden, sogenannten „Diaspora“ lebten. In der Diaspora verlor sich die althebräische Sprache und wurde von Juden nur noch für das Lesen der Thora herangezogen – im Alltag wurde die Sprache mit der Zeit von niemandem mehr gesprochen.  

Als Juden im 20. Jahrhundert begannen sich wieder im osmanischen Palästina und später im Gebiet des Britischen Mandats Palästina anzusiedeln, begannen einige Menschen die alte Sprache zu modernisieren. Ziel war es, Hebräisch wieder zur Sprache aller Juden zu machen. Einer der wichtigsten Personen dieser Gruppe war Elieser Ben-Jehuda. Das Projekt glückte: Hebräisch konnte sich unter den dort lebenden Juden aus unterschiedlichsten Ländern schlussendlich durchsetzen und ist heute die anerkannte Amtssprache in Israel. Damit ist Hebräisch der bisher einzig bekannte Versuch, eine quasi „ausgestorbene Sprache“ in einer modernen und angepassten Form wiederzubeleben. Da Hebräisch andere Sprachwurzeln als Jiddisch hat, hat es kaum Gemeinsamkeiten mit der deutschen Sprache. Trotzdem gibt es einige Begriffe im Hebräischen, die aus dem Jiddischen übernommen worden und somit auch mit dem Deutschen verwandt sind. 

Ausführlichere Informationen:   

https://www.uni-trier.de/universitaet/fachbereiche-faecher/fachbereich-ii/faecher/germanistik/professurenfachteile/jiddistik/intensivkurs-jiddisch/was-ist-jiddisch#:~:text=Jiddisch%20ist%20eine%20Sprache%20ohne,oder%20von%20dort%20stammenden%20Juden.&text=Jiddisch%20ist%20die%20wichtigste%20Gruppenverkehrssprache%20der%20aschkenasischen%20Juden%20in%20der%20Diaspora

https://www.jmberlin.de/frage-des-monats-haben-juden-eine-eigene-sprache#:~:text=Jiddisch%20ist%20nicht%20Hebr%C3%A4isch%2C%20das,%3A%20von%20rechts%20nach%20links

https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/handschriften/wissenswertes/118430.html

https://www.berliner-zeitung.de/open-source/wie-hebraeisch-zur-modernen-sprache-wurde-und-welche-rolle-berlin-dabei-spielte-li.208103 

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Die 20 Hauptfragen und -antworten der Kampagne Fragemauer wurden von ELNET als Kampagne von Nichtjuden für Nichtjuden gemeinsam mit anderen Partnern und einem unabhängigen Beratungsgremium, dem verschiedenste jüdische wie nichtjüdische Stimmen angehören, abgestimmt. Alle darüber hinausgehenden, auf dieser Website veröffentlichten Fragen und Antworten werden alleinig von ELNET beantwortet und verantwortet.

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