Mit Gottfried Fuchs und Julius Hirsch liefen bisher zwei jüdische Fußballer für die deutsche Fußballnationalmannschaft der Herren auf.
Gottfried Fuchs erzielte bei den Olympischen Spielen 1912 im Spiel gegen Russland zehn Tore – und stellte somit innerhalb der deutschen Nationalmannschaft einen Rekord als bester Torjäger in einem Spiel auf, der bis heute Bestand hat. Dem Mittelstürmer, der im Ersten Weltkrieg als deutscher Soldat mehrfach verwundet wurde, gelang 1937 die Flucht nach Kanada. Sein guter Freund Julius Hirsch, unter anderem siebenfacher deutscher Nationalspieler und zweifacher deutscher Meister, wurde 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau von den Nationalsozialisten ermordet.
Derzeit identifiziert sich kein deutscher Fußballnationalspieler als jüdisch. Natürlich stehen alle deutschen Nationalmannschaften aber wieder Staatsbürgern jeder Herkunft und Konfession offen.
Wissenswert ist auch, dass bei der Gründung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der die Nationalmannschaften verantwortet, im Jahr 1900 zwei Juden eine tragende Rolle spielten: Walther Bensemann, unter anderem Gründer des Karlsruher FVs sowie der Fachzeitschrift Kicker, hat der mitgliedsstärkste Sportverband gar seinen Namen zu verdanken. Er floh nach der Machtergreifung Hitlers in die Schweiz und verstarb dort 1934. Gustav Rudolph Manning, unter anderem Mitbegründer des FC Freiburgs, emigrierte bereits 1904 in die USA. Bemerkenswerterweise setzte er sich nach der Schoa entschieden und erfolgreich dafür ein, dass die deutsche Nationalmannschaft der Herren wieder als Mitglied des Weltfußballverbandes FIFA weltweit antreten durfte.
In der deutschen Fußball-Bundesliga der Herren gibt es immer wieder jüdische Spieler, wie beispielsweise aktuell den Torwart des 1. FC Bayern München Daniel Peretz. Er ist israelischer Staatsbürger und wechselte 2023 von Maccabi Tel Aviv an die Säbener Straße.
Über Jüdinnen im deutschen Fußball gibt es weniger Informationen. Dies liegt mitunter auch daran, dass der DFB den Frauenfußball erst 1970 legalisierte und die Nationalmannschaft der Frauen somit auf eine kürzere Geschichte zurückblickt. Mit der deutsch-israelischen Doppelstaatlerin Sharon Beck lief eine Jüdin mehrfach für deutsche U-Nationalmannschaften auf, entschied sich aber schlussendlich für Israel anzutreten. Sie steht aktuell in der deutschen Frauen-Bundesliga beim SV Werder Bremen unter Vertrag. Beim 1. FC Köln spielte sie länger mit der jüdischen, deutsch-schweizerischen Doppelstaatlerin Rachel Rinast zusammen. Rinast lief viele Jahre für die Schweizer Nationalmannschaft auf und steht aktuell beim FC St. Pauli unter Vertrag. Die Europameisterschaft der Männer 2024 begleitet sie als TV-Expertin.
Weiterführende Informationen:
- Anchuelo, André: „,Jeder sollte wissen, dass ich Jüdin bin‘“, 16.06.2015, in Jüdische Allgemeine.
- Attila Saadaoui: „Strahlender Stern“, 01.07.2023, in 11Freunde.
- Brüggemeier, Franz-Josef: „Juden im deutschen Fußball“, 04.05.2006, in Bundeszentrale für politische Bildung.
- Deutscher Fußball-Bund: „Deutscher Meister, Nationalspieler, Olympionike“, 04. 04. 2024.
- Gerstenberger, Olivia: „Porzellan als Prämie“, 13.07.2017, in Deutsche Welle.
- Krauß, Martin: „Ein Neuer in München“, 31.08.2023, in Jüdische Allgemeine.
- Krauß, Martin: „,Das ist halt ein Projekt‘ – Frauenfußball in Israel“, 20.10.2021, in taz.