Unter strengreligiösen Juden gilt es als unsittlich, affektiven Körperkontakt mit dem anderen Geschlecht zu haben. Darunter fällt für viele strengreligiöse Juden auch der Handschlag, der deswegen vermieden wird.
Für (ultra)orthodoxe Juden ist es, ähnlich zu strenggläubigen Muslimen, ein Gebot der Sittlichkeit, das jeweils andere Geschlecht nicht affektiv zu berühren. Von diesem Gebot ausgenommen sind lediglich die Ehepartner sowie nahestehende Familienmitglieder wie Eltern und Geschwister. Viele strengreligiöse jüdische Männer und Frauen reichen deswegen (einander) zur Begrüßung nicht die Hand.
Besteht die Vermutung, dass eine Person streng jüdisch-religiös ist, kann es daher ratsam sein, einen respektvollen Abstand zu wahren und nur verbal zu grüßen. Auch kann man nachfragen, ob die Person „schomer negia“, das Konzept der Achtsamkeit bezüglich Berührung, einhält.
Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass das gesellschaftlich oft polarisierende Thema ein komplexes ist. So sind beispielsweise strikt-professionelle Interaktionen, wie die zwischen einem behandelnden orthodoxen Arzt und einer Patientin, von dem religiösen Gebot der „schomer negia“ ausgenommen.
Weiterführende Informationen:
- Chein, Rochel: „What’s Up With Orthodox Men and Women and the Handshake?”, o. D., in chabad.org.
- Schulte von Drach, Markus: „Pro: Der Handschlag ist eine für Muslime zumutbare Geste“, 07.04.2016, in Süddeutsche Zeitung.
- Rabbiner Ahrens, Jehoschua: „Darf ich Ihnen die Hand geben?“, 23.11.2015, in Jüdische Allgemeine.
- Woelke, Miriam: „Warum schütteln religiöse orthodoxe Juden Frauen nicht die Hand?“, 02.03.2016, in hamantaschen.