Ja, in Deutschland leben etwa 3000 ultraorthodoxe Juden – das sind etwa zwei bis drei Prozent der gesamten deutschen jüdischen Bevölkerung.
Im Vergleich zum orthodoxen, liberalen und säkularen Judentum, ist das ultraorthodoxe Judentum in Deutschland eher selten. Ausgeprägteres ultraorthodoxes jüdisches Leben findet man vor allem in Israel und in den USA.
Viele ultraorthodoxe Juden und Jüdinnen in Deutschland stammen aus der ehemaligen Sowjetunion oder sind Nachkommen von Shoah-Überlebenden. In Deutschland existiert ein ultraorthodoxes Judentum, das sich aus verschiedenen Richtungen speist: vor allem Chabad,Belz, und kleinere litwakische und osteuropäisch geprägte Gruppen. Sie pflegen das traditionelle jüdische Leben, betreiben eigene Synagogen, Schulen, Mikwen und feiern die jüdischen Feste. Ultraorthodoxe Gruppen sind meist in größeren Städten wie Berlin, Frankfurt, München oder Offenbach zu finden. Die Übergänge zum orthodoxen Judentum sind dabei fließend, und viele ultraorthodoxe Juden lehnen die Bezeichnung ab.
„Typisch“ ultraorthodox, wie man es aus Serien wie „Unorthodox“ oder „Shtisel“ kennt, ist die Gruppe Belz, die eine klassische Form chassidischer Frömmigkeit lebt: Männer tragen lange schwarze Mäntel und Pelzhüte, Frauen bedecken ihr Haar und leben nach streng festgelegten Regeln für Kleidung und Verhalten. Anders als in Israel oder den USA existieren in Deutschland keine abgeschotteten Wohnviertel oder interne Gerichtsbarkeiten, sondern kleinere Gemeinden, die teilweise in die orthodoxen Gemeinden integriert sind.
Weiterführende Informationen:
- Audiatur-Stiftung: „Statistik: Im Judentum wächst der Anteil der Ultraorthodoxen“, 05.05.2022.
- Hartmann, Robin: „Akiva Weingarten: Vom Aussteiger zum Rabbiner in Dresden“, 15.10.2021 in Mitteldeutscher Rundfunk.
- Rabbiner Dr. Ahrens, Jehoschua: „Orthodoxes Judentum in Deutschland“, 11.05.2021 in Bundeszentrale für politische Bildung.