Nein. Antisemitismus ist in der gesamten Gesellschaft weit verbreitet. Inwieweit einzelne Gruppen dazu beitragen, muss jedoch besser untersucht werden.
Durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist gerade der israelbezogene Antisemitismus in den öffentlichen Fokus gerückt. Studien zeigen, dass diese Form unter Muslimen stärker verbreitet ist als unter Nichtmuslimen. 40,5 Prozent der Muslime stimmen Aussagen zu, die israelbezogene Antisemitismen enthalten; bei evangelischen (5,2 Prozent), katholischen (7,1 Prozent) oder konfessionslosen (9,4 Prozent) Befragten fällt dies deutlich geringer aus.
Es sind allerdings noch keine Statistiken veröffentlicht worden, die den rasanten Anstieg antisemitischer Straftaten seit dem 7. Oktober 2023 nach religiösem Hintergrund aufschlüsseln. Inwieweit die stärkere Affinität zu antisemitischen Vorurteilen unter Muslimen mit einer vermehrten Ausübung antisemitischer Straftaten in Verbindung steht, lässt sich aktuell deshalb schwer sagen.
Die Aussagefähigkeit von bisherigen Statistiken zu antisemitischen Straftaten ist stark limitiert, da über der Hälfte der Straftaten kein eindeutiger Hintergrund zugeordnet wurde. Die Straftaten, die zugeordnet werden konnten, gingen vor allem auf Verschwörungstheoretiker aus rechten, linken und muslimischen Kreisen (2022: 21 Prozent, 2021: 16 Prozent) sowie auf rechtspopulistische und rechtsextreme Täter und Vereinigungen (2022: 13 Prozent, 2021: 17 Prozent) zurück. Hinzu kommt, dass in Bezug auf antisemitische Straftaten von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist und auch nicht jede antisemitisch motivierte Handlung einen Straftatbestand erfüllt. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen bezüglich des aktuellen Antisemitismus in Deutschland, welche die genannten Limitationen berücksichtigen, sind daher unerlässlich.
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