Viele jüdische Nachnamen klingen deutsch, weil sie oft auf die Orte zurückzuführen sind, an denen jüdische Gemeinschaften historisch gelebt haben.
Während auf dem europäischen Kontinent seit dem 15. Jahrhundert Vor- und Familiennamen etabliert waren, trugen die hier lebenden Juden Jahrhunderte lang nur Vorname und Vatersname (zum Beispiel Jakob Ben Abraham, also Jakob Sohn Abrahams). Erst ab Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich dies: Mit der dann beginnenden rechtlichen Gleichstellung der Juden wurde es auch für sie verpflichtend, einen Familiennamen einzuführen. In Frankreich wurde etwa darauf geachtet, dass sich die Namen nicht von anderen Staatsbürgern unterschieden. In Preußen und anderen deutschen Kleinstaaten war es anders: Hier konnten Juden ihre Namen frei wählen und so wählten viele moderne Namen, inspiriert durch ihren Beruf oder ihren Wohnort, wie zum Beispiel Blumenthal, Oppenheim, Karlsruhe, Brenner oder Schuster. Da die Zeit der jüdischen Emanzipation in die Epoche der Romantik fiel, wählten viele Juden auch wohlklingende Namen wie Blumenfeld oder Rosenthal. Wieder andere wählten traditionell jüdische Familiennamen wie Cohen oder Moses.
Doch natürlich klingen nicht alle jüdischen Nachnamen deutsch – es gibt eine große Vielfalt von jüdischen Familiennamen mit unterschiedlichsten Ursprüngen.
Weiterführende Informationen:
- Dänzer-Vanotti, Irene: „Jüdisches Leben in Deutschland – Die Geschichte der jüdischen Namen“, 30.12.2020, in Bayrischer Rundfunk.
- Salomon, Tilman: „Wie die Juden Galiziens und der Bukowina zu ihren Namen kamen?“, 21.10.2021, in Jüdische Allgemeine.
- Rönn, Raphael: „Als Jüdinnen und Juden neue Familiennamen bekamen“, 24.11.2022, in Freie Universität Berlin.