Nein, dies ist ein antisemitisches Vorurteil, das bis ins Mittelalter zurückreicht und fest mit der langen Geschichte der Ausgrenzung von Juden in Europa verbunden ist.
Juden wurden seit dem 9. Jahrhundert zunehmend von der christlichen Gesellschaft ausgeschlossen und hatten deshalb wenig Erwerbsmöglichkeiten. Was ihnen blieb, waren die für Christen verbotenen Berufe wie Kreditvergabe, Trödelhandel oder Pfandleihe. Christen war es nach kirchlichem Recht bis ins 15. Jahrhundert verboten, Geld gegen Zinsen zu verleihen. Aufgrund der starken beruflichen Einschränkungen spezialisierten sich viele Juden auf das Handels- und Bankwesen. Dies erhöhte die Feindseligkeit zwischen ihnen und ihren christlichen Zeitgenossen.
Generell entwickelte sich im Mittelalter eine tiefe Ablehnung gegenüber dem Finanzwesen, da scheinbar Geld ohne Arbeit verdient wurde. So entstand das Bild des Geldverleihers als Wucherer, der stets viel zu hohe Zinsen für seine Geldleihen verlangte. Dies wurde oftmals mit den Juden verbunden, was bis heute das antisemitische Vorurteil des reichen Juden prägt.
Tatsächlich sind heute beispielsweise 93 Prozent der jüdischen Zuwanderer im Rentenalter in Deutschland von Altersarmut betroffen.
- Zentralrat der Juden in Deutschland: „Factsheet zum Problem der Altersarmut unter jüdischen Zuwanderer:innen“, 2022.
- König, Julia: „Judenfeindschaft von der Antike bis zur Neuzeit“, 23.11.2006, in Bundeszentrale für politische Bildung.
- Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus KIgA e. V.: „Judenfeindschaft in der Antike und im Mittelalter“, o. D..
- Geiger, Wolfgang: „‚Geldjuden‘ – Die Grundlagen eines universellen Vorurteils vom Mittelalter bis heute“, 2019, in KIgA e.V.
- Hessischer Jugendring: „Alle Juden sind reich?“, o.D., in Antisemitismus WTF?.