EURE FRAGE

Ich habe gehört, dass einige jüdische Gruppen für und andere gegen das Errichten „des Tempels“ seien. Welche Gruppen sind das?

FRAGEN TEILEN
UNSERE ANTWORT

Einige wenige, extremistische Gruppen fordern aktiv die erneute Errichtung eines Tempels auf dem Tempelberg als vermeintliches Symbol jüdischer Souveränität und religiöser Erfüllung. Die Mehrheit der Jüdinnen und Juden weltweit lehnt den Bau eines Dritten Tempels jedoch entschieden ab – auch aus theologischen Gründen. 

In der jüdischen Tradition gilt der Tempelberg (hebr. Har ha-Bajt) als Standort des Ersten und Zweiten Tempels. Der Erste Tempel wurde im 10. Jahrhundert v. d. Z. unter König Salomo errichtet und 586 v. d. Z. von den Babyloniern zerstört. Der Zweite Tempel wurde im 6. Jahrhundert v. d. Z. von Jüdinnen und Juden nach der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil errichtet und im Jahr 70 n. d. Z. von den Römern zerstört. Seitdem ist das jüdische Tempelheiligtum nicht mehr existent. Im 7. Jahrhundert eroberten muslimische Armeen Jerusalem. Auf dem Tempelberg (arab. Al-Haram-Asch-Scharif) wurden bedeutende islamische Heiligtümer errichtet: der Felsendom sowie die Al-Aqsa-Moschee, die heute als drittheiligste Stätte des Islams gilt.

Aus religiöser Perspektive ist es Jüdinnen und Juden untersagt, den Tempelberg zu betreten. Dieses Verbot wurde wiederholt vom israelischen Oberrabbinat bestätigt. Der Grund dafür ist halachischer Natur: Nach dem jüdischen Religionsgesetz gilt der genaue Ort des ehemaligen Allerheiligsten (Kodesch HaKodashim) im zerstörten Tempel als so heilig, dass er nur unter strengen Reinheitsvorschriften – die heute nicht mehr einhaltbar sind – betreten werden dürfte. Da der exakte Standort nicht bekannt ist, besteht die Gefahr, diesen heiligen Bereich unabsichtlich zu entweihen. Darüber hinaus herrscht unter orthodoxen jüdischen Autoritäten Einigkeit darüber, dass ein Dritter Tempel nicht durch menschliches Handeln errichtet werden darf. Vielmehr wird er als eschatologisches Ereignis verstanden, das allein mit dem Kommen des Messias geschehen kann – durch göttliches Eingreifen, nicht durch politische oder aktivistische Initiative.

Die heutige religiöse Verwaltung des Tempelbergs liegt beim jordanischen Waqf, während Israel für die äußere Sicherheit verantwortlich ist. Der Zugang für Besucher unterliegt strengen Regelungen: Nichtmuslimische Besucher dürfen den Tempelberg nur zu bestimmten Zeiten betreten, jedoch ist ihnen das Beten dort untersagt. Dieses Gebetsverbot beruht auf israelisch-polizeilichem Recht zur Haltung des Status quo, einer historischen Vereinbarung, welche die religiöse Nutzung des Tempelbergs seit osmanischer Zeit regelt und den Vorrang des muslimischen Gebets an diesem Ort festschreibt.

Im Sechstagekrieg 1967 eroberte Israel die Altstadt Jerusalems einschließlich des Tempelbergs. Seitdem gibt es ­– trotz der politischen Vereinbarung zur Wahrung des status quo sowie den religiös-halachischen Verboten – vor allem aus kleinen, nationalreligiösen und messianisch orientieren Kreisen Bestrebungen, den Tempel wieder zu errichten. Diese extremistischen Gruppen betrachten den Tempel als zentrales Symbol jüdischer Souveränität und religiöser Erfüllung, repräsentieren aber in keinster Weise eine jüdische Mehrheitsmeinung.

Weiterführende Informationen: 

Fragen und Antworten

Fragen gegen Hass, Diskriminierung und Unwissen

Die 20 Hauptfragen und -antworten der Kampagne Fragemauer wurden von ELNET als Kampagne von Nichtjuden für Nichtjuden gemeinsam mit anderen Partnern und einem unabhängigen Beratungsgremium, dem verschiedenste jüdische wie nichtjüdische Stimmen angehören, abgestimmt. Alle darüber hinausgehenden, auf dieser Website veröffentlichten Fragen und Antworten werden alleinig von ELNET beantwortet und verantwortet.

Herz
Zur Antwort
Zur Antwort
Zur Antwort
Zur Antwort
Zur Antwort
Zur Antwort
Zur Antwort
Zur Antwort
Ist Chanukka das jüdische Weihnachten?
Zur Antwort
Warum gibt es den modernen Staat Israel?
Zur Antwort
Zur Antwort
Zur Antwort
Sagen Juden auch Schalömchen?
Zur Antwort
Zur Antwort
Tragen jüdische Babys eine Kippa?
Zur Antwort
Zur Antwort
Es sind keine weiteren Fragen vorhanden

Weitere Fragen gegen Hass

Wie viel Antisemitismus geht in Deutschland von Muslimen aus?
Kann man als Deutscher nach Israel einwandern?
Warum wissen Christen so wenig über das Judentum, obwohl das Alte Testament auch Teil ihrer Religion ist?
Nach der IHRA-Definition ist es antisemitisch, die Existenz des Staates Israel ein rassistisches Unterfangen zu nennen. Wie darf ich dann Ben-Gvir und Smotrich kritisieren, die eine rassistische Politik fordern?
Kann man jüdisch und kurdisch sein?
Leitet sich das Recht auf Menschenwürde aus der Thora ab?
Kann man aus dem Judentum austreten? 
Warum kann man pro-palästinensische Demos nicht rechtssicher verbieten?
Woher kommt der Vorwurf, dass Juden Kindermörder seien?
Sind Juden die besseren Tierschützer (z.B. durch das Schächten)?
Kann man afrikanisch und jüdisch sein?
Was ist der Chassidismus?
Sind Muslime für den aktuellen Antisemitismus in Deutschland verantwortlich?
Warum werden in Deutschland sogenannte Nakba-Demonstrationen verboten?
Was sah der Beschluss der UN für die in Israel ansässige arabische Bevölkerung vor?
Weshalb ist ein Davidstern auf der Flagge Israels?
Gibt es arabische Staaten, die ein gutes Verhältnis zum Staat Israel haben?
Sind alle Juden Zionisten?
Warum tragen viele orthodoxe Juden viel zu kurze Hosen und weiße Socken dazu? Woher kommt diese Tradition?
Warum wird das Jüdischsein nur von der Mutter vererbt?
Ist der Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft nachweislich weniger geworden, seitdem es etliche Beauftragte dafür gibt?
Was ist die Kabbala?
Was ist ein Kibbuz?
Warum gibt es noch keinen Staat Palästina?
Wie viele Juden leben in Deutschland? 
Kennt ihr einen guten (also nicht antisemitischen) Judenwitz?
Wie steht das Judentum zu Schwangerschaftsabbrüchen?
Was heißt koscher?
Was bedeuten die Schnüre an der Kleidung jüdischer Männer?
Stimmt es, dass man einen Rabbi nicht berühren darf und warum?
Wie viele Wörter gibt es im Hebräischen?
Dürfen Juden nur bestimmte Haustiere haben?
Wo beten Juden, wenn sie keine Synagoge haben?
Wie hält die Kippa auf dem Kopf?
Hat der christliche Glaube jüdische Wurzeln?
Gibt es eine vegane Alternative zum Schofar? 
Wie kommt es, dass es afrikanische, afroamerikanische, indische und chinesische Juden gibt? Sind das auch alles Nachfahren der Israeliten, die vor 2000 Jahren von den Römern aus dem Land Israel vertrieben worden sind?
Warum wird der Zentralrat der Juden als zentrale jüdische Stimme in Deutschland erachtet, obwohl er nicht einmal die Hälfte der Jüdinnen und Juden in Deutschland vertritt?
Wie könnte Gedenkkultur die Menschen mehr erreichen? 
Warum sitzen in der Synagoge Frauen und Männer getrennt?
Dürfen jüdische Grabstätten/Friedhöfe aufgelöst werden?
Wie werden Juden beerdigt?
Wie steht das Judentum zu Suizid?
Kann man in Israel Skifahren?
Dürfen Juden am Schabbat tanzen?
Begeht Israel einen Genozid an den Palästinensern?
Welche Formen von Antisemitismus gibt es?
Wie steht das Judentum zu Homosexualität?
Es sind keine weiteren Fragen vorhanden
Eine Initiative von ELNET

Die Fragemauer

Mit Unterstützung verschiedener Medienpartner und dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und dem Kampf gegen Antisemitismus Dr. Felix Klein sammeln, veröffentlichen und beantworten wir Fragen zum Judentum. Wir wollen damit Wissen, Verständnis und Nähe schaffen und gegen Hass, Diskriminierung und Unwissen antreten.

Schalömchen
Folge uns

Unsere Social Media Kanäle

Hütchen
Spenden

Unterstützen Sie unsere Arbeit

Wir würden uns sehr freuen, wenn auch Sie unsere Arbeit unterstützen würden. ELNET ist als gemeinnützig anerkannt. Ihre Spende ist entsprechend steuerrechtlich abzugsfähig.

Spenden

Unterstützen Sie unsere Arbeit

Wir würden uns sehr freuen, wenn auch Sie unsere Arbeit unterstützen würden. ELNET ist als gemeinnützig anerkannt. Ihre Spende ist entsprechend steuerrechtlich abzugsfähig.