Antisemitismus ist tief in der europäischen Geschichte verwurzelt und wurde nicht erst durch Migration nach Deutschland gebracht. Auch heute ist er in allen gesellschaftlichen Gruppen präsent.
Die Vorstellung eines importierten Antisemitismus verschleiert, dass Antisemitismus ein tief verankerter Bestandteil der deutschen und europäischen Gesellschaft ist, der unabhängig von Migrationsbewegungen existiert.
Aktuelle Studien belegen, dass antisemitische Einstellungen in der deutschen Gesellschaft weiterhin weit verbreitet sind. So stimmen 40% der Befragten der repräsentativen Leipziger Autoritarismusstudie (2024) der Aussage „Hinter Reparationsforderungen an Deutschland stehen die Aktivitäten einer »Holocaust-Industrie von findigen Anwälten“ zu, und fast 10% betrachten den Einfluss von Juden als „zu hoch“.
Gleichzeitig ist es richtig, dass antisemitische Einstellungen in Teilen der muslimischen Bevölkerung überdurchschnittlich verbreitet sind, insbesondere israelbezogener Antisemitismus. Das zeigt unter anderem eine Studie der Anti-Defamation League, laut der in der MENA-Region, also Nordafrika, Naher Osten, Iran und Türkei rund 74 Prozent der Befragten antisemitischen Aussagen zustimmen. In vielen islamistischen Bewegungen, Parteien und Gruppierungen bildet der Hass auf Jüdinnen und Juden sowie auf Israel bis heute ein zentrales ideologisches Element.
Weiterführende Informationen:
- Küntzel, Matthias: „Islamischer Antisemitismus“, 30.04.2020, in Bundeszentrale für politische Bildung.
- Leipziger Autoritarismus Studie: „Vereint im Ressentiment: Autoritäre Dynamiken und rechtsextreme Einstellungen“, 13.11.2024.
- Öztürk, Cemal: „Antisemitismus unter Muslim:innen: Warum eine kritisch-differenzierte Debatte notwendig ist“, 26.11.2024 in Bundeszentrale für politische Bildung.
- Zentralrat der Juden in Deutschland: „Gemeindebarometer”, 2024.