Nach dem jüdische Religionsgesetz ist man Jude, wenn man Kind einer jüdischen Mutter ist, beziehungsweise im Rahmen eines Konversionsprozesses formell zum Judentum übergetreten ist. Diese Definition ist innerhalb der jüdischen Gemeinschaft nicht unumstritten. Im Laufe der Geschichte definierte auch die Mehrheitsgesellschaft immer wieder, wer für sie als Jude galt und somit Opfer von Diskriminierung, Verfolgung, und zum Teil gar Ermordung wurde.
Aus jüdisch-traditioneller Sicht definiert das Religionsgesetz Halacha, wer Jude oder Jüdin ist. Nach der Halacha gilt man als Jude, wenn man als Kind einer jüdischen Mutter geboren wurde oder durch einen sehr strikten Konversionsprozess zum Judentum übergetreten ist. Dieser Definition folgt das orthodoxe sowie konservative Judentum.
In vielen liberalen Strömungen, insbesondere im Reformjudentum, ist dagegen die Selbstidentifikation als Jude ausschlaggebend. Eine solche begründet sich zumeist auf einem jüdischen Familienhintergrund, wie beispielsweise einem jüdischen Vater
Nach israelischem Recht hat jeder Jude das Recht, nach Israel einzuwandern und die Staatsbürgerschaft zu erhalten. Dabei ist seit jeher umstritten, wer innerhalb dieses Rückkehrgesetzes als Jude gilt. 1970 beispielsweise wurde das Gesetz ausgeweitet auf Menschen, die Kinder oder Enkelkinder von Jüdinnen oder Juden waren – also auf Menschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus im Rahmen der sogenannten Nürnberger Rassengesetze Opfer antisemitischer Verfolgung geworden wären. Diese weiterhin gültige Ausweitung ist in der 25. Knesset Gegenstand intensiver Debatten, in denen es um nicht weniger als die zukünftige Ausrichtung des jüdischen Staates geht.
Festzuhalten bleibt insgesamt, dass Fragen jüdischer Identität zum einen sehr persönlich, zum anderen aber auch politisch extrem aufgeladen sind – auch, aber nicht nur, in Israel. Sie erfordern daher einen sensiblen Umgang; sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene.
Weiterführende Informationen:
- Dippel, Carsten: „‘Wie jüdisch bist du eigentlich?‘“, 06.09.2021, in Deutschlandfunk
- Hewera, Birte: “Jean Améry, Israel und das Fortleben des Antisemitismus”, 1.10.2015, in Yad Vashem.
- Jüdische Allgemeine: „Israel plant strengere Regeln für jüdische Zuwanderung“, 09.05.2025.
- World Jewish Congress: „Woher wussten die Deutschen, wer Jude war?“, o.D., in about Holocaust.